Wenn du den Begriff universelles Design schon mal gehört, aber keine Ahnung hast, was er wirklich bedeutet, bist du hier genau richtig. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Kernprinzipien universellen Designs, seinen Vorteilen und wie du es in einfachen Schritten effektiv in deinen Designs nutzen kannst.
Was ist universelles Design?
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Universelles Design ist eine Designstrategie, die dafür sorgt, dass dein Produkt, deine Umgebung, deine Kommunikation oder dein Service für jeden funktioniert. Wenn du dein Design auf jedermanns Bedürfnisse zuschneidest, schließt du aus, nur bestimmte User anzusprechen. Du kannst ihr Leben durch barrierefreie und praktische Produkte erleichtern, die leicht verständlich sind.

Universelles Design verbessert Leben. Es gibt jedem eine faire Chance, da es physische oder digitale Designs für unterschiedlichste Menschen zugänglich macht, unabhängig von ihrem Alter, ihren Fähigkeiten oder ihrer Nationalität. Es lenkt dein Unternehmen auf einen moralischen Weg, indem es soziale Gleichheit und Inklusion fördert, und beschert dir gleichzeitig eine größere Zielgruppe für dein Marketing, was wiederum zu höheren Umsätzen führt.
All diese Vorteile beweisen, dass es eine kluge Entscheidung ist, universelles Design in deinem nächsten Designprojekt oder in der Forschung und Entwicklung deines Unternehmens zu nutzen.
Die Geschichte des universellen Designs
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Ronald Mace war Direktor des Center for Accessible Housing an der North Carolina State University.
Als Rollstuhlfahrer förderte er universelles Design, als es sich noch im Anfangsstadium befand. So wurde er als Vater des universellen Designs bekannt.
Mace verlieh der Idee Nachdruck, Umweltdesign universeller zu gestalten, um viele Leben einfacher zu machen. Er erkannte die Probleme bestehender Architektur.
Ein Beispiel für universelles Design in der Architektur waren stufenlose Zugänge zu Gebäuden. Statt Treppen nutzte man Rampen, die für jeden zugänglich waren.

Universelles Design ist ein ethisches Designprinzip. Es ist äußerst durchdacht und revolutionär und richtet sich an alle User. Es richtet sich nicht an eine bestimmte Person und vereinheitlicht so das Design. Es erweitert die Bedeutung von Normalität, um sicherzustellen, dass alle User gleich behandelt werden.
Das Konzept des universellen Designs stammt aus der Architektur und wurde später auf weitere Bereiche wie Bildung, Produktdesign und Designprozesse, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht, angewandt. Universelles Design bietet eine ganzheitliche Herangehensweise, um in jedem Bereich einen Mehrwert zu schaffen.

Der Unterschied zwischen universellem Design und ähnlichen Designkonzepten
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Das Konzept und die Philosophie universellen Designs überschneiden sich mit anderen Designkonzepten wie barrierefreiem Design und inklusivem Design und können durchaus mit diesen verwechselt werden. Auch wenn Designschaffende häufig Lösungen anbieten, die alle drei Konzepte beinhalten, ist es wichtig, ein tiefgreifendes Verständnis ihrer Wechselbeziehung zueinander zu haben, um sie effektiv nutzen und anwenden zu können.
1. Universelles Design vs. barrierefreies Design
Barrierefreies Design hat das Ziel, alle Hindernisse zwischen sich und dem genutzten Produkt aus dem Weg zu räumen. Diese Art von Design wird angewandt, um nahtlose, barrierefreie Erlebnisse zu schaffen. Im Gegensatz zu universellem Design ist barrierefreies Design auf niemanden ausgerichtet. Barrierefreies Design zielt speziell auf Menschen ab, die Schwierigkeiten mit bestehenden Systemen haben und bietet spezielle Lösungen an, um Probleme zu umgehen oder Alternativen zu finden.
2. Universelles Design vs. inklusivem Design
Inklusives Design stellt sicher, dass so viele Menschen wie möglich Zugang zum fertigen Produkt haben. Manchmal bietet es zwei unterschiedliche Versionen eines Designs oder ein Produkt mit bestimmten Erweiterungen. Universelles Design hat ein ähnliches Ziel; jedem dieselbe Möglichkeit zu bieten, in den Genuss deines Produkts oder Services zu kommen, unabhängig von seinen Fähigkeiten.
Universelles Design unterscheidet sich insofern, dass es nicht darum geht, ein Design mit alternativen Versionen zu kreieren, die an verschiedene Fähigkeiten angepasst sind, sondern darum, ein einzelnes Design zu kreieren, das sich für jeden eignet.
Die Vorteile universellen Designs – für dich, deine User und die Welt
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Maces „Eckpfeiler des universellen Designs“
A. Unterstützendes Design
Es bietet den Menschen ein stressfreies und einfaches Design, das einem auch während der Nutzung Hilfe leistet. Eine Möglichkeit, dies in deinem visuellen Design umzusetzen, besteht darin, Zahlen aufzuteilen und für die richtige visuelle Hierarchie zu sorgen, um die kognitive Belastung zu verringern.

B. Anpassungsfähiges Design
Dies stellt sicher, dass das Design einer Vielzahl von Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht wird, welche sich im Laufe der Zeit ändern können, was das Design flexibel und anpassungsfähig macht.

C. Barrierefreies Design
Ein barrierefreies Design verringert die Dinge, die Nutzer vor Probleme stellen. Dies erreicht man, indem man den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) folgt. Dabei handelt es sich um Richtlinien, auf die wir später im Artikel genauer eingehen.
D. Sicheres Design
Hierbei handelt es sich um ein Design, welches Usern erlaubt, Fehler zu korrigieren, Vorsichtsmaßnahmen enthält, um Fehler zu vermeiden, und Gesundheit und Wohlbefinden fördert.
E. Weitere Vorteile
Universelles Design ist ökonomisch und marktfähig, da das Ergebnis in der Regel über eine Spezialisierung hinausgeht, indem es Standards setzt. Es erhöht auch die Anzahl der Kunden und Kundinnen sowie die Langlebigkeit des Produkts, da es Menschen beinahe jeden Alters nützt.
Die 7 Prinzipien des universellen Designs
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Aus diesen Eckpfeilern des universellen Designs sind die sieben Prinzipien des universellen Designs entstanden, die in den 90er Jahren von Experten und Expertinnen am Center of Universal Design der NC State University festgelegt wurden. Die folgenden Grundsätze sind der Maßstab, an dem Umgebungen und Produkte gemessen werden können.
1. Breite Nutzung
Das Design ist für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten marktfähig; es kann entweder so designt sein, dass es sich für jeden eignet, oder alternative Versionen bietet, die auf die jeweiligen Fähigkeiten der Menschen abgestimmt sind.
2. Flexibilität in der Benutzung
Das Design beachtet eine Vielzahl individueller Vorlieben und Fähigkeiten und passt sich an diese an, indem es sich auf Präzision konzentriert. Es passt sich an das Tempo der User an und bietet alternative Nutzungsmöglichkeiten.

3. Einfache und intuitive Benutzung
Das Design ist leicht verständlich und einfach zu benutzen – ungeachtet der Fähigkeiten, Erfahrungen, Kenntnisse oder geistigen Verfassung der User. Um dies zu erreichen ist es wichtig, das Design simpel, einheitlich und intuitiv zu halten; Kleinigkeiten wie ein unkomplizierter Text ohne viel Fachbegriffe eignen sich hervorragend, um Designs einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

4. Sensorisch wahrnehmbare Informationen
Das Design stellt den Usern notwendige Informationen effektiv zur Verfügung, unabhängig von ihren sensorischen Fähigkeiten oder jeglichen externen Umweltbedingungen wie Licht, Wetter oder anderen. Dies kann erreicht werden, indem Daten auf unterschiedliche Arten präsentiert werden (Bilder, Audiodateien und haptische Informationen) sowie durch visuelle Hierarchie und indem die Lesbarkeit von Informationen erhöht wird.
5. Fehlertoleranz
Designs sollten Interaktionen bieten, die die Gefahr riskanter und unbeabsichtigter Handlungen minimieren sowie Warnungen und vor Fehlern schützende Funktionen enthalten. Dies schützt auch vor den negativen Folgen von Versehen und Fehlern.

6. Niedriger körperlicher Aufwand
Das Design minimiert die für die Nutzung erforderliche körperliche Anstrengung, indem Usern eine bequeme, neutrale Körperhaltung ermöglicht wird, sich wiederholende Handlungen minimiert werden sowie körperlicher Aufwand begrenzt wird.

7. Größe und Platz für Zugang und Benutzung
Das Design bietet eine angemessene Größe und Platz für alle User, unabhängig ihrer Körpergröße, Haltung und Mobilität für Zugang, Erreichbarkeit, Manipulation und Nutzung. Dies kann erreicht werden, indem Informationen über die Körperhaltung während der Benutzung gegeben werden. Das Design berücksichtigt die Ergonomie und bietet unterschiedliche Größen. Außerdem lässt es ausreichend Platz für Assistenzgeräte und Hilfspersonen.
Der Begriff Ergonomie kann sich in digitalen Designs darauf beziehen, sie visuell aufzulockern sowie Layouts mit strukturierten Rastern nach den Gestalt-Prinzipien zu verwenden und Typografie zu nutzen, die gut lesbar ist.
Es ist zwar wichtig die grundlegenden Aspekte des universellen Designs zu verstehen, aber wie soll man all diese Prinzipien während des Designens im Hinterkopf behalten?
Wie man universell designt
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Zu den Designansätzen, die beim Entwerfen eines universellen Designs helfen, zählen:
Human-centered Design: Ein Ansatz, bei dem die Probleme der User erkannt werden und an einer Lösung gearbeitet wird.
Partizipatives Design: Ein Ansatz, bei dem alle Stakeholder durch kollaborative Maßnahmen in den Designprozess involviert werden.
Ein Ansatz zu universellem Design könnte aus folgenden Schritten bestehen:
1. Die meisten Möglichkeiten finden
Die Formulierung „alle User“ kann einen manchmal etwas überfordern. Konzentriere dich während der Bestimmung deiner Zielgruppe und Entwicklung der Personas darauf, inklusiver zu sein, und schließe Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten mit ein, um mehr Menschen zu erreichen. Verkaufst du etwas in andere Länder oder machst du etwas im touristischen Bereich? Stellst du einen neuen Geschäftszweig vor oder versuchst du, ethische Aspekt zu beachten, und arbeitest am Ruf des Unternehmens?
2. Verhaltensweisen und -muster beobachten und sich in sie hineinversetzen
Frage dich, mit welchen Problemen jeder in deinem Bereich konfrontiert ist. Während dieser Phase musst du selbstverständlich empathisch und innovativ sein und auf die wachsenden Bedürfnisse eingehen. Ein Teil dieses Prozesses kann darin bestehen, die Verhaltensweisen und Handlungsmuster sowie Erwartungen in Bezug auf Bedürfnisse, Wünsche, Erfüllungen, Beschwerden und Zufriedenheit zu beobachten.

Mithilfe ethnografischer Methoden wie Interviews, Shadowing, Fokusgruppen, Cultural Mapping und anderen Praktiken kannst du versuchen, deine Fragen zu beantworten. Können deine User deine Benutzeroberfläche effektiv nutzen? Kannst du ihre Probleme lösen? Bietet dein Produkt allen Usern einen Mehrwert? Verstehen sie deine Icons? Welche Konsequenzen hat es, wenn jemand dein Produkt falsch verwendet?
Durch diese Fragen solltest du in der Lage sein, die meisten Dinge zu finden, die nicht den Prinzipien des universellen Designs entsprechen. Während dieses Vorgehens ist es essenziell, jegliche Vorurteile und Stereotypen zu vermeiden.
3. Ideen brainstormen und Lösungen vorschlagen
Bei der Präsentation von Ideen solltest du sicherstellen, den Prinzipien des universellen Designs zu folgen, indem du auf Diversität achtest, risikofrei bist und nahtlose Funktionalität bietest. Die Lösungen müssen umsetzbar und wirkungsvoll sein und deinen Usern eine Gelegenheit bieten. Später kannst du sagen, was das alles kosten wird, und die weiteren Details deines Projekts ausknobeln.
4. Durchführung von User-Tests und Überarbeitung der Lösung
Wie bei allen anderen Dingen im Leben auch musst du deine Lösungen überprüfen, bevor du sie in die Realität umsetzt. Dazu solltest du User zum Testen einladen, um Pain Points ausfindig zu machen. Vermeide während dieser Tests soziale Stigmata wie Stereotypen, Vorurteile und Diskriminierung. Die Annahme, dass ältere Menschen nicht mit Technik umgehen können, muss beispielsweise nicht immer stimmen.
Sei aufrichtig, ehrlich und offen gegenüber den Testergebnissen. Diese Erkenntnisse können dann genutzt werden, um deine Lösung zu verbessern. Testen ist immer ein iterativer Prozess und wird niemals zu einer fertigen Lösung führen. Vielleicht hörst du eine Zeit lang damit auf, überarbeitest dein Design aber weiter oder dein Design wird mit der Zeit hinfällig.
5. Universelles digitales Design
Es gibt viele Wege, um dein digitales Design für alle zugänglich und verständlich zu gestalten. Du kannst dich an die WCAG-Richtlinien halten, verschiedene Versionen einer Seite für unterschiedliche User vermeiden und die visuelle Ästhetik anpassen, damit es alle nutzen können.

In einem digitalen Design, welches den WCAG-Richtlinien entspricht, gibt es einen hohen Kontrast zwischen Hintergrund- und Textfarben und eine in die Benutzeroberflächen integrierte Tastaturnavigation für einen einfachen motorischen Zugang. Es verfügt über anpassbare Benutzeroberflächen, die mithilfe externer Software für Barrierefreiheit einfach vergrößert werden können.

Leider sieht man bei den meisten digitalen Benutzeroberflächen immer noch verschachtelte Menüs, komplizierte Navigationen und Grafiken, die sich nicht für Farbenblinde oder Menschen mit eingeschränkter Motorik eignen. Kontrolliere die semantischen Auszeichnungen im HTML-Code, wie beispielsweise die Trennung von Überschriften, Fußzeilen und Navigation. Stelle sicher, dass jedes Bild einen Alternativtext für Menschen aufweist, die auf reine Textbeschreibungen auf deiner Website angewiesen sind.
Ein letzter Blick auf universelles Design
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Designschaffende versuchen oftmals, große Aufmerksamkeit auf bestimmte Gruppen zu lenken, um Inklusivität zu fördern. Diese Bemühungen sind häufig kontraproduktiv, da sie eher die Unterschiede hervorheben. Das wiederum führt unbeabsichtigt zu mehr Diskriminierung.
Universelles Design macht Inklusion in alltäglichen Designs zur Selbstverständlichkeit, damit es nicht so wirkt, als würden Lösungen für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen mehr Aufwand bedeuten.
Wir alle brauchen mehr inklusive Räume und Designs, die den Einzelnen stärken und ihm die gleichen Möglichkeiten geben wie allen anderen, damit er das Design voll ausschöpfen kann und sich nicht durch irgendetwas eingeschränkt fühlt.