Japanisches Design beruft sich stolz auf tausende Jahre traditionelle japanische Kunst und ist dennoch zeitgemäß und modern. Die klare, starke Stimme des Stils reicht von einfachem Design über Geometrie und Farbtupfer bis hin zu lauten Maskottchen, niedlichen Mustern und Cartoons. Von minimalistisch bis auffällig sehen wir den Einfluss japanischen Designs in der gesamten westlichen Welt und darüber hinaus.
Sehen wir es uns einmal genauer an und schauen, wie du japanisches Design in deine eigene Arbeit einbringen kannst!
Eine kurze Geschichte des japanischen Designs
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Japanisches Design steht grundsätzlich unter starkem Einfluss von der Welt, die es umgibt. Japan ist ein Land mit sehr vielfältiger, künstlerischer Handwerkstradition. Keramiken, Holzschnitte, Kalligrafie, Origami, Kabuki-Theater und in der jüngeren Geschichte auch Anime sind nur einige der Künste, die dort entwickelt wurden. Diese Kunstformen haben die westliche Kunst und Design seit hunderten von Jahren beeinflusst – japanische Holzschnitte haben beispielsweise viele berühmte, westliche Künstler wie Gustav Klimt und Vincent van Gogh beeinflusst.


1600 bis 1800

Während der Edo-Zeit (1603 – 1868) florierte Japan wirtschaftlich und kulturell. Auch Design und Kreativität florierten. Japanische Werber waren Pioniere in der Art, wie sie Produkte und Dienstleistungen bewarben, indem sie Poster in großem Stil, Grafiken mit Typografie und sonderbare Illustrationen von Berühmtheiten der damaligen Zeit kreierten – Sumo-Ringer und bekannte Kabuki-Schauspieler. Sie nutzten Influencer-Marketing bereits hunderte Jahre, bevor es Instagram überhaupt gab!
Ukiyo-e, ein wichtiges Genre japanischer Farbholzschnitte und –gemälde, entwickelte sich ebenfalls zu dieser Zeit. Es enthielt verbreitete Themen wie weibliche Schönheit, Kabuki, Sumo-Ringer, Volksmärchen und Landschaften. Da es so leicht zu drucken war, fand Ukiyo-e schnell große Verbreitung und gewann rasch an Popularität.
Ukiyo-e entwickelte sich später zu modernen Illustrationen weiter, zu denen Mangas, Anime und sogar Videospiele zählen. Mit einer auffälligeren Ästhetik und größerer Farbpalette beeinflussten diese neuen Stile in großem Maße den Westen mit Cartoons, Graphic Novels und Spielzeugen.
Die späten 1800er Jahre
Während der Meiji-Zeit (1868 – 1912) öffnete Japan sich dem Rest der Welt und hieß Handel und den Austausch von Kultur und Design willkommen. Dies führte zu einer Explosion an Kreativität im japanischen Design für die nächsten 50 Jahre, inspiriert durch westliche Kunst und Design.


Die 1950er bis 1980er
Nach dem 2. Weltkrieg wuchs Japans Wirtschaft enorm und wurde schließlich zur drittgrößten Wirtschaft der Welt. Angetrieben durch die Industrialisierung und Produktion in den Nachkriegsjahren inspirierten die Stile des Konstruktivismus und Bauhaus das Design der damaligen Zeit mit starken geometrischen Formen in Kombination mit japanischer Symbolik.
Die 1990er bis 2000er
In den 90ern ging japanisches Design wie nie zuvor durch die Decke. Durch Postmoderne und die Popularität von Computersoftware wie Photoshop und Illustrator stand eine ganz neue Welt der Designmöglichkeiten zur Verfügung und die Japaner liebten sie.
In dieser Zeit wurde japanisches Design auch bewusster im Umgang mit sozialer Verantwortung. 1991-1992 brach die japanische Wirtschaft zusammen und für die Nation begann eine Zeit der wirtschaftlichen Stagnation, bekannt als die verlorenen Jahrzehnte, die bis 2010 andauerten. Die Designer versuchten, die Menschen während der wirtschaftlichen Erholung positiv zu beeinflussen, indem sie sich jeglicher Ausschweifungen entledigten und ein Gleichgewicht in ihre Arbeit einbrachten.
Heute ist sich japanisches Design mehr als je zuvor der Umweltprobleme wie globale Erwärmung und Luftverschmutzung bewusst. Aufgrund einer großen Bevölkerung und wenig Platz zum Leben müssen Designer darüber nachdenken, wie die Menschen ihre Produkte konsumieren. Als Ergebnis dessen hat japanisches Design mittlerweile einen ziemlich natürlichen Ton.
9 Wege, japanisches Design eine deine Arbeit einzubringen
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1. Wabi-Sabi und japanischer Minimalismus
Mache es wie Marie Kondo und entledige dich allem Unnötigen. In der traditionellen japanischen Ästhetik ist Wabi-Sabi eine Weltsicht, die sich um die Akzeptanz des Unvollkommenen dreht und vom Zen Buddhismus und dem chinesischen Taoismus kommt.
Einfach gesagt findet es Freude am Unvollkommenen und entledigt sich allem, das keine Freude verbreitet.









Wabi-Sabi hat viel mit Moderne gemeinsam, aber es ist intuitiver, asymmetrischer, wärmer und fließender. Diese Technik versucht, das Wesen eines Designs zu erhalten, ohne die Poesie zu verlieren. Sauber, aber nicht steril. Simpel und doch smart.
Versuche, japanischen Minimalismus in deinem Branding, Logo, deiner Verpackung und weiteren Dingen einzubringen.
2. Natürliche Bewegung
Viele der frühen japanischen Holzschnitte illustrieren die Natur und wie die Welt sich stetig verändert und bewegt. Dieses Gefühl von Kontinuität entwickelte sich zu modernen Manga und leuchtender Verpackung.




3. Natur
Mit auffälligen (und beängstigenden) Naturphänomenen wie Erdbeben, Vulkanen und Taifunen gibt es in der japanischen Kultur ein starkes Bewusstsein für die Natur. Die Japaner zelebrieren die Natur und die Jahreszeiten wie niemand sonst. Dieser Einfluss hat auch zu kreativen Designlösungen geführt.






Architektonisches Design bedient sich Elementen wie Holz und Stein. Im Grafikdesign schafft es die Natur ins Verpackungsmaterial, natürliche Illustrationen und erdige Farbpaletten.
4. Geometrie
Japanisches Design ist sehr geometrisch, da Formen eine viel tiefere, kulturelle Bedeutung haben.








Quadrate und Rechtecke repräsentieren künstliche Formen, die nicht häufig in der Natur gefunden werden. Sie werden oftmals verwendet, um den Umriss von Kinomos, Lackschatullen, Truhen und Keramikwaren zu kreieren. Rundungen und Kreise stehen für Intuition und Inspiration.
5. Typografie
Japanische Typografie ist weitaus komplexer als das westliche Alphabet, mit mehr als 2.000 Buchstaben und drei verschiedenen Schriftarten. Kein Wunder, dass Kalligrafie solch eine große Rolle im japanischen Design spielt – Buchstaben zu zeichnen ist eine Kunst für sich.






Modernes Japanisch wird in einem Mix aus drei grundlegenden Schriftarten geschrieben: Kanji (Symbole der chinesischen Schrift), Hiragana und Katakana (phonetische Symbole). Deswegen gibt es im Japanischen eine begrenzte Anzahl an Schriftarten. Es ist sehr verbreitet, die Typografie für ein Designprojekt zu individualisieren.
6. Symbolik
Japanische Folklore besagt, dass alle Dinge ihren eigenen Geist haben – selbst leblose Dinge wie ein Stein oder eine Box. Daher ist es üblich, Produkten Gesichter oder menschenähnliche Merkmale zu geben. Du siehst dies häufig bei Werbeanzeigen, Postern, Verpackungen und Branding.









Japanisches Design ist durchdrungen von Tradition. Sei nicht überrascht, viele Bilder vom Fuji, der aufgehenden Sonne, Glückskatzen oder Sumo-Ringern zu sehen. Es enthält zudem viele Symbole. Wolken symbolisieren Eleganz und einen hohen Status. Berge stehen für das Unbewegliche. Wasser bedeutet Kraft und Widerstandsfähigkeit.
7. Japanische Illustration
Manga ist ein japanischer Comic oder Graphic Novel. Verglichen mit amerikanischen Comics ist Manga visueller und enthält weniger Worte. Manga zeigt eine große Bandbreite an Genres, die eine größere Zielgruppe ansprechen.
Anime ist ein japanischer Cartoon (in der Regel basierend auf einem Manga, aber das ist keine Regel), der bekannt für seine anschaulichen Charakteristika wie große Augen, Puppengesichter und niedliche Figuren ist. Anime ist ein weitgefasster Begriff für ein größeres Spektrum von Genres, die alle Altersgruppen ansprechen.











Um viel Aufmerksamkeit zu erhalten, besonders von Jüngeren, nutzen Designer Manga und Anime auf unterschiedliche Art.
8. Muster
Von Shibori bis hin zu Holzschnitten wimmelt es im japanischen Design nur so vor geometrischen und floralen Mustern.





Hanakotoba ist die Lehre der Blumen und wie jede Blume eine spirituelle Bedeutung hat. Der japanischen Tradition nach symbolisiert Pink Heilung, Rot Liebe und Weiß Tugend.
9. Essen
Von Ramen über Sushi und mehr wird japanisches Essen auf der ganzen Welt geliebt. Design und Essen kommen im Kaiseki, auch japanische Hochküche genannt, sogar zusammen, bestehend aus mehreren Gängen, welche die Jahreszeiten mithilfe lokaler, saisonaler Zutaten zelebrieren.





Bringe japanisches Design in deine eigenen Kreationen
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Japanisches Design hat unzählige verschiedene Stile und visuelle Techniken und es ist unmöglich, sie alle zu nennen. Sie haben etwas sehr Fließendes und Natürliches an sich, was bedeutet, dass es keine strengen Regeln gibt. Auf diese Weise beeinflusst japanische Kunst heutiges Design noch immer. Versuche, die Stile miteinander zu kombinieren, um etwas wahrlich Einzigartiges zu erschaffen!